Was bedeutet Partnerschaftliche Treue?

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Nachdem die Weihnachtsfeiern gerade eng getaktet sind, bietet sich das Thema Fremdgehen und somit die Auseinandersetzung mit »Treue« förmlich an.

Wem gegenüber wird man überhaupt untreu beziehungsweise wem gegenüber hält man eigentlich die Treue? Handelt es sich dabei immer um Menschen – also um Partner, Freunde oder auch uns selbst –, oder gibt es noch andere Formen von Treue?

Verschiedene Formen der Treue

Wenn wir die Begriffe  und »Untreue« verwenden, beziehen wir sie im Hinblick auf Partnerschaften fast ausschließlich auf den Umstand des klassischen Nichtfremdgehens beziehungsweise Fremdgehens. Treue wird mit dem Umstand verbunden, dass die Partner außerhalb ihrer Kernpartnerschaft mit keiner anderen Person sexuellen Aktivitäten nachgehen. Mit Untreue meint man also im Allgemeinen, dass einer der Partner ein sexuelles Erlebnis oder Verhältnis außerhalb der Kernbeziehung hatte oder hat. Meist erweitern und beziehen wir diesen Umstand ohne weitere Differenzierung auf den ganzen Menschen, sodass dieser einfach als »untreu« gilt. Letztlich rutscht dadurch auch die Beziehung selbst in den Schatten der Untreue. In Sachen Treue und Untreue wird also gern pauschalisiert – ohne Anspruch auf Genauigkeit und Klarheit.

Das Thema »Treue« beziehungsweise »Untreue« hat jedoch viel zu viel Tiefe, als dass man sich nicht genauer mit den Begrifflichkeiten beschäftigen sollte. Immer wieder erlebe ich in der Praxis, dass zwei Menschen dasselbe Wort verwenden, die Bedeutung des Wortes jedoch für beide ganz unterschiedlich ist. Wer gibt vor, wo Treue aufhört und Untreue beginnt? Im Grunde beginnt das Problem spätestens an dem Punkt, an dem es einem der beiden wehtut.

Fallbeispiel

Norbert (54) ist ein charmanter und extravertierter Mann, der sich in der Gesellschaft von Frauen durchaus wohlfühlt. Er ist seit 28 Jahren mit Karin (51) verheiratet, die beiden haben drei erwachsene Kinder. Es gibt viele Gelegenheiten, beruflich und privat, bei denen Norbert rasch mit anderen Menschen in Kontakt kommt. Darunter sind auch sehr viele Frauen, da Norbert, mit 1,94 Meter eine imposante Erscheinung, bei diesen gut ankommt. Dabei handelt es sich jedoch ausschließlich um Flirts; seine Frau hat er noch nie »betrogen«. Wenn Karin und Norbert gemeinsam unterwegs sind, beispielsweise auf einer Party oder Geburtstagsfeier, flirtet Norbert jedoch frei, woraufhin Karin immer wieder sehr missgestimmt ist. Irgendwann sprachen sie darüber, und Karin gelang es, Norbert verständlich zu machen, wie sie sich dabei fühlt. Es geht für Karin gar nicht um mangelndes Vertrauen, eher um das Gefühl der Bloßstellung. Sie wünscht sich, dass Norbert in solchen Situationen äußerlich zu ihr steht. Sein Verhalten verletzt sie. Für Norbert war daraufhin klar, dass er das nicht wollte; sie kamen überein, dass er sich in Karins Gesellschaft keine Flirts mehr erlaubt, wenn er allein unterwegs ist, allerdings die »Genehmigung« dafür hat.

Partnerschaftliche Treue

Bei der partnerschaftlichen Treue geht es, wie eingangs schon erwähnt, um das Einhalten von ausgesprochenen oder nicht ausgesprochenen Vereinbarungen innerhalb der Beziehung – eine Art Kontrakt (auf den ich im Beitrag nächste Woche genauer eingehe). Dieser Kontrakt spielt in Partnerschaften nämlich eine ganz besondere Rolle.

Im „Normalfall“ wünschen sich die meisten Menschen in einer Beziehung absolute und ausschließliche Treue vom Partner. Allerdings muss man hier zwischen grundsätzlicher Treue im Sinne von Loyalität und sexueller Treue differenzieren. Am liebsten möchte man sicher beides voraussetzen können: Sich auf den Partner bedingungslos verlassen zu können, gibt Sicherheit und vermittelt Zugehörigkeit; man steht zueinander, in guten wie in schlechten Zeiten, und ist einander auch sexuell treu. Das ist vermutlich die Idealvorstellung der meisten Menschen. Doch leider scheitert deren Umsetzung in 50 Prozent der Beziehungen, wie die Fremdgehstatistik uns sagt (ich sehe die Prozentzahl bedeutend höher) – zunächst an der sexuellen Treue, doch oft auch an der grundsätzlichen Treue. Letzteres ist dann der Fall, wenn die Außenbeziehung mehr Raum einnimmt als geplant und wenn sich herausstellt, dass es doch nicht nur Sex war.

Fazit

Jedes Paar muss für sich einen Weg finden, mit den beidseitigen Bedürfnissen im Hinblick auf Treue bestmöglich umzugehen. In dem obigen Fallbeispiel ist das im Sinne eines guten Kompromisses geschehen, bei dem es keinen Gewinner und keinen Verlierer gibt. Zumindest derzeit nicht, dennoch ist der Grat sehr schmal, wenn es um sensible und heikle Themen wie Treue geht. Es lohnt sich eine genaue Beobachtung der eigenen Haltung, da sie sich verändern kann.

Hier geht´s weiter zum Thema: Kann man nur sexuell untreu sein?

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Foto: © Monika Preisel (Zypern)

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