Wunsch, Erwartung oder Forderung?
Wahrscheinlich ist in jeder Beziehung alles vorhanden: Viele Wünsche, oftmals Erwartungen und gelegentlich sicher auch Forderungen, obwohl letztere, wie man sich denken kann, in einer guten Beziehung auf Augenhöhe nichts zu suchen hat.
Doch wie definiere ich diese drei Aspekte genau und was ist der Unterschied?
Wunsch / Bitte
Ein Wunsch ist gleichgestellt mit einer Bitte und zeichnet sich dadurch aus, dass er wohlwollend formuliert ist und ganz wichtig, er beinhaltet ein mögliches Nein! Der Empfänger der Bitte hat somit eine echte Wahl. Wenn der Sender beleidigt reagiert, weil der Liebste dem Wunsch nicht nachkommen möchte oder zumindest derzeit nicht oder so nicht, handelt es sich nicht per Definition um eine herangetragene Bitte, sondern mindestens um eine Erwartung.
Erwartung
Und Erwartungen haben wir doch immer irgendwie an unser Gegenüber. Aber wir sollten nicht vergessen, dass wir eine Partnerschaft und keinen Handelsdeal geschlossen haben. Natürlich kennt jeder den schlauen Satz: „Wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden“ oder „Je höher die Erwartungen, desto größer die Enttäuschung“, aber wir brauchen Erwartungen auch, um positiv und hoffnungsvoll durchs Leben und unsere Beziehungen gehen zu können. Hand aufs Herz: Jeder hat Erwartungen. Vielleicht kann man sich darin üben, sie kleinstmöglich zu halten, denn andere Menschen entsprechen selten unseren Erwartungen und das führt immer(!) zu Konflikten.
Forderung
Die Schwelle von Erwartung zu Forderung ist nämlich gering. Und auch wenn man beide Augen zudrückt, haben Forderungen nichts, aber auch rein gar nichts in einer Beziehung zu suchen. Forderungen stehen sie im Widerspruch zur Liebe, denn die Liebe weist immer eine Freiwilligkeit auf. Bei Forderungen gibt es aber keine Wahl. Im Gegenteil, der Fordernde gibt vor, was der andere zu tun oder zu lassen hat und wenn es ganz fies wird, schmeißen sich Paare dann Sätze wie: „Wenn du mich liebst, dann …“ um die Ohren. Diese „Wenn-Dann-Sätze“ müsste man im Grunde verbieten. Tu etwas oder lass es einfach bleiben, aber mache deine Partnerschaft zu keinem Kuhhandel.
Fazit
Viele Klienten kommen mit der Überzeugung zu mir, dass der Partner gewisse Dinge tun müsste und das am besten auch noch gerne, denn sonst bräuchte man doch gar keinen Partner.
„Recht hast du“, denke ich dann, „genau das wäre nämlich der Idealzustand, wenn du keinen Partner mehr brauchst, sondern ihn einfach nur willst!“
Foto: © privat (Sommerwiese, Südtirol)